Lernstrategien von Fabian Grolimund

Die gute Nachricht des Tages: Beim Lernen gilt die Devise „Weniger ist mehr“. Dieses „weniger“ hat es aber durchaus in sich. Denn richtiges Lernen ist sehr fordernd und braucht anfangs durchaus ein wenig Übung. Wie das funktioniert, worauf es dabei ankommt und was viele falsch machen, weiß Psychologe, Autor und Leiter der Akademie für Lerncoaching in Zürich, Fabian Grolimund. Die Basis bilden permanentes Mitdenken, freies Abrufen des Gelernten und mehrkanaliges Lernen.

Fabian Grolimund

Eine Autobahn im Gehirn bauen

Um zu verstehen, wie Lernen funktioniert, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen, also direkt in unser Gehirn. Darin finden wir Neuronen, die so ähnlich wie Baumkronen aussehen. Sie haben die wichtige Eigenschaft, dass sie miteinander in Verbindung treten können, sie bilden Netzwerke. Und genau diese gilt es zu forcieren und auszubauen. Oberstes Ziel ist es, aus kleinen Verbindungswegen stabile Autobahnen zu bauen. Das funktioniert, indem wir sie oft benutzen, also wiederholen, wiederholen, wiederholen.

Aber Vorsicht: Damit ist nicht gemeint, sich einen Text zehn Mal durchzulesen und zu hoffen, dass etwas hängen bleibt. Gemeint ist aktives Lernen. Dadurch können mehr Informationen schneller abgerufen und nachhaltig gespeichert werden.

Doch wie lernen wir aktiv?

Aktiv lernen heißt permanent mitzudenken, es ist ein ständiger innerer Monolog. Klingt banal, ist aber extrem effektiv. Komplexe Texte beispielsweise werden zunächst in kleine Einheiten aufgeteilt. Man beginnt mit dem ersten Abschnitt: Bewusst durchlesen, die 3-5 wichtigsten Stichwörter markieren – etwa jene, die man auf einen Schummler schreiben würde - und das Gelesene in eigenen Worten zusammenfassen. Dabei vereinfachen wir beispielsweise schwer zu merkende Schachtelsätze automatisch und können uns so den Inhalt besser merken. Danach sieht man sich den Absatz noch einmal an und kontrolliert, ob man sich an alles erinnern konnte. Sitzt der Inhalt, geht man weiter zum nächsten kleinen Abschnitt. 3-mal hintereinander 10 Minuten so zu lernen, ist weitaus effektiver als eine Stunde passives Lernen – wissenschaftlich belegt. 

Gelerntes im Gehirn verankern

Entscheidend ist die erste halbe Stunde nach dem Lernen. Wer unmittelbar danach zu Smartphone, PC-Spielen oder generell aufregenden Dingen übergeht, drückt sozusagen den Delete-Knopf. Am besten wäre ein kurzes Nickerchen, ein Spaziergang oder Sport. 

Schlüsselmethode zum Verfestigen des Lernstoffs ist – mit etwas zeitlichem Abstand – darüber nachzudenken, was man gelernt hat, also das freie Abrufen des Themas. Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Inhalte können abgespeichert werden. Anfangs kommt meist nur wenig, doch ähnlich, als würde man an einer Schnur ziehen, kommen immer neue Gedanken und Erinnerung dazu. Ebenso empfehlenswert ist es, sich über das Thema zu unterhalten oder zu überlegen, welche Fragen die Lehrkraft stellen könnte.

Vorsicht ist bei Mindmaps und Zusammenfassungen geboten: Beides kostet oft viel Zeit, bitte nicht verzetteln. 

Wiederholen – aber richtig

Fabian Grolimund empfiehlt, sich beim Wiederholen an die folgenden drei Prinzipien zu halten:

  1. Etwa 1/3 der Lernzeit für das Einspeichern des Lernstoffs einplanen, 2/3 für Auffrischen bzw. Abrufen. 
  2. Wiederhole bei Fehlern sofort und gründlich
  3. Wechsle laufend zwischen dem Lernen von Neuem und dem Wiederholen ab. 

Übrigens: Wir lernen tatsächlich auch im Schlaf. Das sollte man nutzen und vor dem Schlafengehen noch mal wiederholen, was man gelernt hat. 

Exkurs: Multitasking

Die Frage, ob wir multitaskingfähig sind, beantwortet Grolimund mit einem klaren Jein. Denn Dinge, die automatisiert ablaufen, können auch parallel gemacht werden. Beispielsweise können wir auf die Rechtschreibung achten, während wir einen Aufsatz schreiben. Müssen wir aber bei jedem Wort darüber nachdenken, fällt es uns extrem schwer, wir werden schnell müde. Ähnliches gilt für Rechnung, wenn die Grundrechnungsarten nicht sitzen. Um es uns im Schulalltag leichter zu machen, müssen wir also Dinge in unserem Gehirn automatisieren. 

Wie das geht und viele weitere nützliche Tipps von Fabian Grolimund rund um effektives Lernen erfährst du in seinem Buch „Clever lernen“ (Stefanie Rietzler, Fabian Grolimund, 2024, Hogrefe AG).

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